- ARM+CCN, a joint venture of ARM Architecture and CCN Architects
Perth Arena
Der Entwurf der Perth Arena beruht auf dem Eternity-Puzzle von Christopher Monckton, das ein fast gleichförmiges Zwölfeck darstellt und aus 209 unregelmäßig geformten kleineren polygonen Teilen besteht. Die Architekten schufen eine beeindruckende, flexible Konzertarena, die auch für Sportveranstaltungen genutzt wird. Das Stadium ist eine architektonische Meisterleistung, die an ein riesiges komplexes Puzzlespiel erinnert.
Durch die 9.800 dreieckigen Paneele und die tausend rechteckigen Paneele scheinen die Architekten Ashton Raggatt McDougall (ARM) und Cameron Chisholm Nicol (CCN) die Rhetorik des Puzzles zur Beschreibung der äußeren und inneren Ästhetik des Gebäudes genutzt zu haben. Diese Interpretation kratzt allerdings lediglich an der Oberfläche und wird den ursprünglichen Ideen der Architekten in keiner Weise gerecht.
Der Gedanke eines Puzzles lässt sich im Wesen des Gebäudes sehr gut erkennen. Dieses Bauwerk umfasst eine flexible Konzertbühne sowie ein Stadion für Sportveranstaltungen und bietet Platz für 15.000 Menschen. Hinzu kommen fünf vielseitig verwendbare Tagungsräume, eine Tiefgarage mit 686 Stellplätzen, ein 56 Meter mal 35 Meter großes bewegliches Dach, das sich in nur sieben Minuten öffnen lässt, 36 Geschäftsbereiche und ein halbes Dutzend Lokale für Speisen und Getränke, sodass die Anlage als äußert komplex zu bezeichnen ist. Die ineinander verzahnten Basketballfelder schieben sich über die Tennisplätze. Es wird schnell deutlich, weshalb ein Puzzle als Inspiration für das äußere Erscheinungsbild diente. Allein schon durch die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ist die Perth Arena ein eindrucksvolles 3D Puzzle und ein Beispiel für überragende Architektur.
Dem Komplex liegt das Eternity-Puzzle zugrunde, das 1999 auf den Markt gebracht wurde. Da man dachte, dass es praktisch unlösbar sei, bot der Hersteller demjenigen ein Preisgeld von 1 Million Pfund, der das Puzzle innerhalb von vier Jahren würde zusammensetzen können. Wie zu erwarten war, wurde es weltweit zu einem Hipe und das Puzzle war ungefähr ein Jahr nach der Einführung zusammengesetzt. Als das Eternity-Puzzle II im Jahr 2007 auf den Markt kam, hatte man mit den Vorbereitungen für die Perth Arena schon begonnen.
Die im Stadtzentrum von Perth gelegene Event- Arena ersetzt mit ihrer 28.000 Quadratmeter großen Fläche das Perth Entertainment Centre und bildet somit einen Meilenstein in der ersten Phase eines 13,5 Hektar umfassenden Projektes zur Stadterneuerung, bei dem das zentrale Geschäftsviertel der Stadt mit Northbridge verbunden werden soll und in dessen Zusammenhang die Eisenbahnstr cke nach Fremantle unterirdisch verlegt wird. Bis zur Eröffnung im November hat das Gebäude 548,7 Millionen Australische Dollar (umgerechnet 355 Mio. Euro) gekostet, und ist jetzt das neue Zuhause des städtischen Basketballteams, der Wildcats, und des internationalen Tennisturniers, des Hopman Cup.
EINZIGARTIGE FASSADEN
Ob man das Gebäude vom großen Boulevard im Süden her erblickt oder es von der erhöhten Autobahn im Westen her sieht, es zeigt sich auf jeden Fall immer von einer ausgefallenen Seite, denn keine Fassade und kein Eingang ist wichtiger als ein anderer. Stattdessen definiert sich das Gebäude durch neun einzigartige Fassaden, die die Form miteinander verbundener und einander überschneidender Polygone haben. Diese Fassaden werden ihrerseits durch die Farbe „International Klein Blue“, die weißen und schwarzen Verkleidungen und die Glasflächen eingeteilt, die sich in gewagten geometrischen Formen ergehen und so die explosive Atmosphäre der hier stattfindenden Events widerspiegeln. Dieses Thema in den Eingängen, Foyers und den vielseitig genutzten Räumlichkeiten fortgesetzt, bei denen Farbtupfer in Rot, Orange und Gelb an den Holzverkleidungen angebracht wurden, um nicht nur eine Strukturierung und Orientierungshilfe zu bieten, sondern auch den Schwung des Entertainments beizubehalten.
ÄSTHETISCHE ELEMENTE MIT GERINGEM GEWICHT
Im Kontext solch komplexer Fassadensysteme hat Reynaers eine Sonderlösung auf der Grundlage des Vorhangfassadensystems CW 50-SC entwickelt. Die Verglasung wurde mittels parallel verlaufender Schiebefenster an die außergewöhnliche Form angepasst, die nahtlos in die gesamte dreieckige Verkleidung integriert werden. Der Entwurf kann jeder Windbelastung, thermischen Schwankungen, Bewegungen des Gebäudes und Systemlasten durch die diagonalen Riegelprofile standhalten. Für ARM und CCN musste sich das System der scheinbar schwerelosen Wirkung der Außenseite anpassen. Bei Tag wirken die Fenster im Kontext der anderen Fassadenmaterialien beinahe – wenn nicht sogar vollständig - unsichtbar. Bei Nacht aber durchschneiden Lichtstrahlen das Gebäudes und verleihen ihm wiederum ein anderes Aussehen. An der Innenseite stellen die Fenster die Verbindungen zwischen innen und außen dar. Die Themen der vielen geneigten Glaselemente, die mit den Mustern an der Außenseite zu verschmelzen scheinen, werden dort aufgegriffen und in unterschiedliche Richtungen fortgesetzt.
Und als ob die Struktur und Ästhetik des Gebäudes noch nicht ausreichen würde, bietet die Perth Arena vielfältige ökologische Vorteile wie eine natürliche Lüftung, eine energieeffiziente Klimaanlage und Photovoltaik-Systeme auf dem Dach. Mit U-Werten von ca. 1,5 W/m2K und einem Energiedurchlasswert im Bereich von 0,23 bis 0,6 wird das System CW 50 diesen Anforderungen optimal gerecht. Die herausragenden Leistungen des Gebäudes wurden auch vom australischen Fensterverband anerkannt, das ihm die Auszeichnung für die „beste Nutzung von Fenstern und Türen“ im Bereich Gewerbliche Nutzung - Neubau zuerkannte.
Trotz der komplexen Struktur des Gebäudes wurde es jedoch ursprünglich zu dem Zweck entworfen, dass man sich leicht zurechtfindet und Menschen zusammenkommen. In einer Höhe von über fünfzig Metern sind die Zirkulationsräume um riesige Atrien herum angeordnet. Die Treppen in diesen Bereichen erlauben es den Besuchern, sich schnell zu orientieren und zwischen den vielen verschiedenen Ebenen ein Band mit den jeweiligen Veranstaltungen zu knüpfen. Dazu dienen auch die mehr als 300 digitalen Hinweistafeln. Diese Methode – den Boden an strategischen Bereichen offen zu gestalten- bedeutet darüber hinaus, dass auch außerhalb der Atrien durch die geringeren Deckenhöhen an den Bars und Imbissständen eine einladendere Atmosphäre herrscht. Eine vergleichbare Vorgehensweise hat man auch im Hauptbereich gewählt, in dem Veranstaltungen unterschiedlicher Größe durch die Anwendung mobiler von Vorhangwänden, die zur Raumteilung herabgelassen werden, organisiert werden. So wird ein grosses Mass an Intimität geboten.
Mit der Perth Arena haben die Architekten ein Gebäude geschaffen, das durch die lebendigen Farben und die dynamische Geometrie eine große Abwechslung bietet. Jetzt werden auch Veranstaltungen in dieser Stadt abgehalten, die sonst nie den Weg nach Perth gefunden hätten. Und was noch viel wichtiger für Perth - und für ganz Western Australia im Verhältnis zur Ostküste - ist, dass die Stadt und ihr Freizeitangebot für Sport und Kultur lebendig bleiben.
Projektlösung
Systeme:
- Sonderlösung basierend auf CW 50-SC (Ganzglas-Optik)
Projektbeschrieb:
Entwicklung einer Sonderlösung für den Einsatz in einer sehr komplexen nach innen und aussen gewölbten Fassade
- Die ungleich gewölbten Elemente erforderten speziell entwickelte Glasauflager und T-Verbinder
- Integration von mehreren ungleich geformten Parallel-Ausstell-Fenstern in der Fassade
- Spezielle Eckverbindungen
- Sonderlösung Pfosten und Riegel
- Die Rahmen mussten schmal gehalten werden, damit nur ein Minimum an Aluminium durch die Verglasungen sichtbar ist
- Sonderprofile und -Zubehörteile
Elemente:
- Die Pfosten mancher Elemente sind auf eine Stahl-Unterkonstruktion geklemmt
- Mehrere verschieden grosse Elemente mit ungleichen Formen
- Luft-, Wind- und Schlagregen-Tests wurde im Reynaers Institut gemacht
Verglasung:
- Einige Elemente mit Einfachverglasung, andere mit 2-fach-Isolierverglasung
- Schallgedämmte Variante mit 32 mm Glasrahmenverbund und einer schalldämmenden Lage zwischen den Glasscheiben
- Aufgrund der hohen Lasten durch die Wölbungen wurde ein spezieller Schutz entwickelt, um ein Herausfallen der Verglasungen zu verhindern
Beteiligte Akteure
Architekt
- ARM+CCN, a joint venture of ARM Architecture and CCN Architects
Verarbeiter
- Alcom Fabrications
Fotograf
- Stephen Nicholls
Andere Interessenvertreter
- BGC Construction (General contractors)
- Isabelle Priest (Authors)